1. Was versteht man unter eine Zahlenfolge und welche Arten gibt es?
    1. Grundbegriffe
      Eine Zahlenfolge ist eine besondere Art einer Funktion.
      ⇒ Definition Zahlenfolge
      Eine Folge ist eine Funktion [n; f(n)], deren Defintionsbereich eine Menge natürlicher Zahlen N* ist. Die Elemente f(n) des Wertebereichs heißen Glieder der Folge, die mit an bezeichnet werden. Die Folge wird durch (an) symbolisiert.

      Zahlenfolge haben Eigenschaften, die mit denen einer Funktion vergleichbar. Die Gegenüberstellung in der Tabelle macht das deutlich.

        Zahlenfolge Funktion
      Definitionsbereich Die Werte, die in Zahlenfolgen eingesetzt werden,
      bezeichnet man mit n.
      Es   gilt  :  n    N    n    0
      Die Werte, die in Funktionen eingesetzt werden,
      bezeichnet man mit x.
      Es   gilt  :  x    R
      Wertebereich Die Werte, die zugeordnet werden, heißen
      Glieder der Zahlenfolge.
      Sie werden mit anbezeichnet.
      Es   gilt  : 
      a n
         R
      Die Werte, die zugeordnet werden, heißen
      Funktionswerte.
      Sie werden mit y bezeichnet.
      Es   gilt  :  y    R
      mathematische Beschreibung Zur Berechnung der Zahlenfolgenglieder kann gegebenenfalls eine
      Bildungsvorschrift angegeben werden.
      Es   gilt  : 
      (
      a n
      )
       =  f
      ( n )
      n: Nummer des Glieds der Zahlenfolge
      an ist das entsprechend Glied der Folge
      Zur Berechnung der Funktionswerte wird
      eine Funktionsgleichung angegeben.
      Es   gilt  :  y  =  f
      ( x )
      grafische Darstellung Zahlenfolgen können in einem Koordinatensystem
      dargestellt werden.
      Dabei entsteht eine Reihe diskreter Punkte,
      die nicht verbunden werden dürfen.
      Funktionen ergeben im Koordinatensystem
      durchgehende Kurven oder Geraden.
      Beispiel: Gleichung
      (
      a n
      )
       =  2n  +  1   oder  
      (
      a
      n  +  1
      )
       = 
      a n
       +  2;  
      a 1
       =  3
      y  =  2x  +  1
      Beispiel Darstellung Zahlenfolge Funktion
      Betrachten wir einige Beispiele für Folgen. 
      (
      a n
      )
       =  {6;   4;   2;   0;    2}
      (
      b n
      )
       =  {1;   2;   5;   10;   13;   26;   29;...}
      (
      c n
      )
       =  {0;   3;   8;   15;   24;   35;   ...}
      Die Zahlenfolge ist eine endliche Folge, da ihr Definitionsbereich eine definierte Anzahl von Elementen enthält. Die Folge (an) besitzt den Definitionsbereich:
      D
      a n
       :  n    N,   1    ;n    5
      Die Folge (bn) durch die zunächst Glieder b1=1 bis b7=29 beschrieben. Die Punkte nach b7 symbolisieren, dass die Folge fortgesetzt werden kann. Für den Definitionsbereich gilt hier also.
      D
      b n
       :  n    N,   n>0
      Deshalb nennt man (bn) eine unendliche Folge.
      Versuchen Sie nun die nächsten drei Glieder der Folge (bn) anzugeben.
      b8 = b9 = b10 =
      Betrachten wir nun die Folge (cn). Auch diese Folge ist offenbar unendlich. Versuchen Sie deshalb auch hier die nächsten drei Glieder der Folge anzugeben.
      c7 = c8 = c9 =
      Wenn man das System erkannt hat , besitzt die Folge (cn) gegenüber (bn) den Vorteil. dass man diese Zahlenfolge durch eine Gleichung beschreiben kann, die man hier als Bildungsvorschrift bezeichnet.
      Welche der folgenden Gleichungen kann als Bildungsvorschrift der Folge (cn) verwendet werden?
      c n
       = 
      n 2
         1
      c n
       = 
      ( n    1 )
      2
      c n
       =  2n    1

      Für die Zahlenfolge (bn) findet man keine eindeutige Bildungsvorschrift. Deshalb ist es auch hier nicht einfach, ein beliebiges Zahlenfolgeglied anzugeben, ohne die Vorgänger zu kennen.
      Für die Folge (an) kann man eine Bildungsvorschrift angeben, die folgende Form hat. Dabei ist aber der Definitionsbereich zu beachten.
      a
      n  +  1
       = 
      a n
         2,  
      a 1
       =  6
      Hier das erste Glied der Folge a1 gegeben. Davon ausgehend erhält den Nachfolger a2. an+1 stellt also immer der Vorgänger von an dar.
      Im nächsten Abschnitt werden wir uns genauer mit diesen Bildungsvorschriften beschäftigen.
      zurück
    2. Expizite und rekursive Darstellung
      Bei der Darstellung von Zahlenfolgen mit Hilfe von Bildungsvorschriften unterscheidet man grundsätzlich zwischen
      • expliziten Bildungsvorschriften und
      • rekursiven Bildungsvorschriften.

      Bei einer expliziten Vorschrift hängt das allgemeine Glied an nur von n ab. Das bedeutet, dass jedes beliebige Glied der Zahlenfolge berechnet werden kann, solange wie nur die Nummer des Zahlenfolgeglieds bekannt ist. Nehmen wir ein Beispiel aus der ersten Abschnitt der Lektion. Die Gleichung cn=n2-1 ist eine explizite Bildungsvorschrift, denn:
      Das erste Zahlenfolgenglied hat mit n = 1 den zugeordneten Wert

      c 1
       = 
      1 2
         1  =  0

      Das fünfte Zahlenfolgenglied hat dann mit n = 5 den Wert
      c 5
       = 
      5 2
         1  =  24
      Genauso kann für jedes beliebige n durch Einsetzen das zugehörige an direkt berechnet werden.
      Für die Zahlenfolge (cn) können Sie das hier üperprüfen. Wählen Sie ein beliebiges n (1≤n≤99) um das zugehörige an berechnen zu lassen.
      (
      c n
      )
       = 
      n 2
         1
      n =

      Bei einer rekursiven Vorschrift muss zur Berechnung eines beliebigen Gliedes der Zahlenfolge stets sein unmittelbarer Vorgänger bekannt sein. Um das zehnte Glied der Folge zu berechnen, braucht man also das neunte Glied. Dafür muss man a8 wissen usw. Daraus folgt, dass in der Bildungsvorschrift stets das erste Glied der Zahlenfolge gegeben sein muss. Dieser Wert a1 wird deshalb auch als Startwert bezeichnet. Er ist Teil der Bildungsvorschrift. Ändert sich der Startwert, verändert sich auch die Zahlenfolge. Auch hier soll die Beispielfolge aus dem ersten Abschnitt der Lektion (an) verwendet werden. Allerdings soll der Definitionsbereich nicht eingeschränkt werden, so dass eine unendliche Folge entsteht. Die Bildungsvorschrift an+1=an-2; a1=6 ist rekursiv, denn:
      da a1=6 ist, gilt für a2=a1-2=4.
      Für a3 gilt analog: a3=a2+2= 4-2 = 2.

      Für viele Zahlenfolgen ist es möglich, beide Arten von Bildungsvorschriften zu verwenden. Die folgende Tabelle stellt zwei Zahlenfolge gegenüber, die stets die gleichen Werte für an besitzen. Die linke Bildungsvorschrift ist explizit, die rechte Vorschrift ist rekursiv.

       
      n an=2n+1
      a
      n  +  1
       = 
      a n
       +  2
      a1=3
      1 3 3
      2 5 5
      3 3 7
      4 9 9
      In der nächsten Zeile kann ein beliebiges n eingeben werden (1 ≤ n ≤ 99) oder der Startwert der rekursiven Vorschrift (a1∈Z) geändert werden.
      n= a1=
      Wie man sieht, ändert sich mit dem Startwert auch die explizite Bildungsvorschrift. Der Zusammenhang ist leicht herauszufinden.

      Welche die günstigere oder einfachere Variante ist, hängt von der zu beschreibenden Folge ab. Im allgemeinen lassen sich Zahlenfolgen mit beiden Arten von Bildungsvorschriften beschreiben. Wie man beim Finden der Bildungsvorschrift vorgehen kann, wird im ersten Abschnitt der zu dieser Lektion gehörenden Beispielaufgaben dargestellt.

      zurück
    3. Arithmetische Zahlenfolgen
      Im dem gerade behandelten Beispiel in Abschnitt (B) fällt sicher auf, dass der Abstand zwischen benachbarten Zahlenfolgengliedern immer gleichgroß ist. Hier beträgt dieser Abstand gerade 2. Diese Zahl ergibt sich aus der Diffenenz zwischen zwei benachbarten Gliedern der Zahlenfolge. Also zum Beispiel
      a 3
        
      a 2
       =  2
      a 5
        
      a 4
       =  2
      Daraus folgt allgemein
      ⇒ Definition arithmetische Zahlenfolge
      Eine Zahlenfolge (an) heißt arithmetische Zahlenfolge, wenn für jede natürliche Zahl n≥1 die Differenz zweier aufeinander folgender Glieder stets gleich derselben reellen Zahl d ist:
      a
      n  +  1
        
      a n
       =  d   mit   n    N,   n    1   und   d    R
      Aus dieser Definition ergibt sich für die arithmetische Zahlenfolge eine allgemeine, rekursive Form der Bildungsvorschrift. Es gilt:
      a
      n  +  1
       = 
      a n
       +  d;  
      a 1
       =  d
      Von dieser Bildungsvorschrift ausgehend kann man auch eine allgemeine Bildungsvorschrift in expliziter Form herleiten.
      a 2
       = 
      a 1
       +  d
      a 3
       = 
      a 2
       +  d  = 
      (
      a 1
       +  d )
       +  d  = 
      a 1
       +  2d
      a 4
       = 
      a 3
       +  d  = 
      (
      a 2
       +  d )
       +  d  = 
      (
      (
      a 1
       +  d )
       +  d )
       +  d  = 
      a 1
       +  3d
      a 5
       = 
      a 4
       +  d  = 
      (
      a 3
       +  d )
       +  d  = 
      (
      (
      a 2
       +  d )
       +  d )
       +  d  = 
      (
      (
      (
      a 1
       +  d )
       +  d )
       +  d )
       +  d  = 
      a 1
       +  4d
      Diese Rechnung kann man beliebig lange fortsetzen. Dabei erkennt man, dass der Summand d stets (n-1)-mal zu a1 addiert werden muss, um an zu ermitteln.
      Die allgemeine Bildungsvorschrift für arithmetische Zahlenfolge in expliziter Form lautet also
      a n
       = 
      a 1
       + 
      ( n    1 )
       ·  d
      zurück
    4. Geometrische Zahlenfolgen
      Wir betrachten die Zahlenfolge
      (
      a n
      )
       =  {    3;    6;    12;    24;    48;...}
      Diese Folge ist eine unendliche Zahlenfolge. Um eine Bildungsvorschrift zu bestimmen, untersuchen wir benachbarte Glieder der Zahlenfolge. Die Differenz benachbarten Glieder ist nicht konstant. Die Beispielfolge ist deshalb keine arithmetische Folge. Aber man erkennt, dass sich der Betrag der Zahlenfolgeglieder jeweils verdoppelt. Wenn man den Quotienten zweier benachbarten Glieder bildet, erhält man
      a 2
      a 1
       = 
         6
         3
       =  2
      a 5
      a 6
       = 
         48
         24
       =  2
      Daraus folgt allgemein
      ⇒ Definition geometrische Zahlenfolge
      Eine Zahlenfolge an heißt geometrische Zahlenfolge, wenn für jede natürliche Zahl n≥1 der Quotient zweier aufeinander folgender Glieder stets gleich derselben reellen Zahl q ist:
      a
      n  +  1
      a n
       =  q   mit   n    N,   n    1,   q    R   und  
      a n
         0
      Auch kann man aus der Definition eine allgemeine, rekursive Bildungsvorschrift für geometrische Zahlenfolgen ableiten.
      a
      n  +  1
       = 
      a n
       ·  q;  
      a 1
       =  k;   k    R
      Wir wollen auch hier die allgemeine Bildungsvorschrift in expliziter Form herleiten.
      a 2
       = 
      a 1
       ·  q
      a 3
       = 
      a 2
       ·  q  = 
      (
      a 1
       ·  q )
       ·  q  = 
      a 1
       · 
      q 2
      a 4
       = 
      a 3
       ·  q  = 
      (
      a
      q
      2
      )
       ·  q  = 
      (
      (
      a 1
       ·  q )
       ·  q )
       ·  q  = 
      a 1
       · 
      q 3
      a 5
       = 
      a 4
       ·  q  = 
      (
      a 3
       ·  q )
       ·  q  = 
      (
      (
      a 2
       ·  q )
       ·  q )
       ·  q  = 
      (
      (
      (
      a 1
       ·  q )
       ·  q )
       ·  q )
       ·  q  = 
      a 1
       · 
      q 4
      Diese Rechnung kann man wieder beliebig fortsetzen. Dabei erkennt man, dass der Faktor q stets (n-1)-mal mit sich selbst multipliziert werden muss, um dann mit a1 multipliziert zu werden.

      Die allgemeiner Form der expliziten Bildungsvorschrift lautet hier deshalb

      a n
       = 
      a 1
       · 
      q
      n    1

      zurück

    5. Alternierende Zahlenfolgen
      Eine Unterklasse geometrischer Zahlenfolgen sind die sogenannten alternierenden Zahlenfolgen. Diese entstehen für negative Faktoren q, q < 0. Der Unterschied wird an folgendem Beispiel deutlich:
      a n
       =  2  · 
      (    2 )
      n    1

      Bilden wir zunächst die ersten Glieder der Zahlenfolge:

      n an
      1 2
      2 -4
      3 8
      4 -16

      Offensichtlich ändert sich bei diesen Zahlenfolgen zwischen benachbarten Gliedern der Zahlenfolge immer wieder das Vorzeichen. Dieser Effekt wird durch den negativen Faktor q = -2 verursacht. Denn immer dann, wenn der Exponent geradzahlig ist, wird die Potenz positiv. Ist der Exponent ungerade, ist auch der Wert der Potenz negativ.

Home Seitenanfang
Analysis Beispielaufgaben
Vektorrechnung Übungsaufgaben
Stochastik Lektion "Monotonie von Folgen"
Fragen und Anregungen